Episode 1

Der Hamsterkauf

  • Hamster 01 zum Hören

Es war ein Freitag, der 13., und die Eltern von Nico und Rona waren sehr nervös. Sie hatten Angst vor einer Krise. Paps hatte Angst vor Spinnen und Gewittern und Mäm hatte Angst, wenn die Kinder mit dem Velo unterwegs waren. Ach ja, und vor Spritzen hatte sie auch Angst. Aber eine Krise? Das war für die Kinder etwas Neues.

War das ein giftiges Insekt, ein Käfer-Riese vielleicht? Oder ganz schlechtes Wetter, vielleicht eine ganz krasse Brise? Oder war eine Krise eine Art Spritze? «Heute ist ein besonderer Tag», sagte Paps, «es wird wohl in unserem Land Geschichte geschrieben.»

Die Kinder fragten sich, was das wohl für eine Geschichte sein würde. Rona hatte sich sehr auf eine Piratengeschichte gefreut. Nico wünschte sich eher eine Geschichte über Ausserirdische oder dann etwas mit Sport. Aber es kam alles ganz anders: kein Insekt, kein Sturm, keine Medizin. Keine Piraten, keine Marsmenschen und nix mit Sport.

Dann las Paps im Internet, dass ganz viele Leute wegen der Krise Hamsterkäufe machten. Sofort zogen sich Mäm und Paps an und gingen einkaufen. Und sie erwischten tatsächlich noch den allerletzten Hamster im Laden. Es war klar, warum dieser magere, struppige Kerl noch übriggeblieben war. Na, hübsch war er nicht gerade. Und seine schiefen Augen machten es auch nicht besser. Aber dieser Hamster war ein richtiger Super-Typ! Doch das wusste noch niemand.

Nico und Rona verstanden nicht so recht, wie der Hamster die Angst und die Krise vertreiben sollte. Paps steckte das neue Familienmitglied mit etwas Futter und Wasser unter ein Küchensieb. Die Käfige waren schon alle ausverkauft gewesen. Und sofort machten sich Nico und Rona ans Basteln. Mäm und Paps gingen hingegen die neusten News lesen.

Mit Kartonschachteln, Duplo-Steinen, Petflaschen und Glas aus dem Recycling-Sack und ganz viel Klebband bauten die Kinder dem Hamster ein richtig coole Villa mit Rutschbahnen und Türmen, Treppen und Türen und mit drei Schlafräumen. Der Hamster schaute verängstigt zu. Eine Ewigkeit lang bewegte er sich keinen Millimeter und machte keinen Mucks. Dann aber begann er leise Piepsgeräusche von sich zu geben und er kroch an den Rand des Siebs, um mit seinen schiefen Augen durch die feinen Löcher gucken zu können.

Nico bastelte gerade einen Helikopterlandeplatz für die Villa, was Rona ziemlich unnötig fand. Aber Nico meinte, die ganze Krise sei ziemlich sicher ein Notfall. Und wenn der Hamster der Retter sei, brauche er sicher auch einen Rettungshelikopter. Sie stritten ein wenig, dann sagten sie eine Weile nichts und arbeiteten weiter. Jeder bastelte an einer eigenen Ecke der Hamstervilla.

«Lässt mich da endlich jemand raus?»

«Was sagst du?», fragte Rona.

«Ich? Ich habe nichts gesagt», antwortete Nico.

«Doch, du hast etwas gesagt.»

«Nein, habe ich nicht.»

«Ich wars! Wann lasst ihr mich hier endlich raus? Doofes Sieb.» Nico und Rona rissen ihre Augen so weit auf, dass beinahe die Augäpfel herausfielen. ES WAR DER HAMSTER, DER ETWAS GESAGT HATTE!

Die Kinder schauten einander ungläubig an. Dann hoben sie ganz vorsichtig das Küchensieb. Der Hamster schoss heraus und rief keck: «Danke schön!» Dann rannte er drei Mal um die Villa herum. Nico und Rona waren sprachlos.

«Schöne Bude. Ist die für mich?», rief der Hamster.

Die Kinder nickten ungläubig.

«Yippie! Aber wo ist das Klo? Ich muss dringend kackerieren.» Ach Mist, an ein Klo hatten sie nicht gedacht. Schnell drehte Rona einen Duplo-Stein um und rief: «Hier, dein Klo.»

«Rot gefällt mir aber nicht. Ich will ein blaues Klo.»

«Okay», stammelte Nico, der schnell einen blauen Stein hinlegte.

«Und jetzt wollt ihr zuschauen, wie ich kackeriere oder was?»

«Oh, Entschuldigung.»

Die Kinder schauten einen Moment weg. Als sie sich wieder getrauten hinzuschauen, hatte sich der Hamster in Schlafraum zwei zusammengerollt. Er schlief schon tief und fest. In diesem Moment kamen Mäm und Paps ins Wohnzimmer.

«Kinder, heute wurde wirklich Geschichte geschrieben», sagte Paps, «es ist unglaublich. Hört mal zu. Ihr habt die nächsten drei Wochen keine Schule.»

«Und vielleicht auch noch länger», ergänzte Mäm. «Ach, wie kann ein so kleines Virus nur so grossen Ärger machen?»

«Mäm, es ist doch die Krise, die Ärger macht, nicht ein Virus», sagte Rona.

«Doch, der Kirus macht die Vrise, ach, der Virus macht die Krise», versuchte Mutter zu erklären. Rona verstand noch weniger.

«Mäm, Paps, der Hamster…», Nico wollte vom sprechenden Hamster erzählen, aber seine Eltern hörten nicht zu.

«Was machen wir nur mit den Kindern?», rief Mäm, «nimmst du frei von der Arbeit?»

«Zu den Grosseltern sollten sie ja nicht», sagte Paps.

Sie sprachen aufgeregt weiter, aber die Kinder achteten nicht auf sie. Sie zwinkerten einander zu, trugen den schlafenden Hamster samt Villa in ihr Schlafzimmer und zogen ihre Pyjamas an.

Oh ja, dieser Tag war ein ganz besonderer. Und die Geschichte hatte erst begonnen.

 

Beschäftigungsideen

  • Zeichne den Hamster, wie er im Laden auf Käufer wartet, und sende uns deine Zeichnung per Mail an hamster@andrewbond.ch >>>
  • Bastle eine Hamstervilla und sende uns ein Foto davon, ebenfalls an hamster@andrewbond.ch >>>
  • Gerne veröffentlichen wir eure Zeichnungen und Fotos in einem der nächsten Blogs.
     

Zurück zum Blog