Episode 15

Der Schlimmste und das Luftsaugmonster

  • Hamster 15 zum Hören

Dann kam das Wochenende. Die Stimmung zuhause war entspannter als in den letzten Tagen. Und es war gutes Wetter, richtiges Traumwetter!

«Machen wir wieder eine Fahrradtour?», fragte Nico.

«Wir dürfen nicht», sagte Paps.

«Gehen wir in den Wald? Ich möchte nachschauen, ob es im Bach Froschlaich hat», sagte Rona.

«Nein, auch nicht. Wir gehen überhaupt nicht nach draussen», sagte Paps. «Wir bleiben drinnen.»

«Aber im Innenhof können wir schon spielen, oder?», rief Rona.

«Nein, auch das nicht», sagte Mäm. «Man darf seine Wohnung nur verlassen, wenn man etwas Dringendes vorhat. Schaut mal hier!» Sie zeigte die Titelseite der Samstagszeitung. Anstatt viele verschiedene Artikel stand da in riesigen dunkelroten Buchstaben: BLEIBEN SIE ZUHAUSE! ALLE! DRINGEND!

Nico und Rona konnten sich nicht erinnern, sich je über gutes Wetter geärgert zu haben.

«Ach, Mist. Dabei ist doch so schöne Frühlingsstimmung», sagte Rona verärgert.

«Das bringt mich auf eine tolle Idee», sagte Paps. «Kommt, wir nutzen diesen Frühlingstag für einen richtigen Frühlingsputz.»

«Sehr tolle Idee», maulte Nico.

«Euren Kleiderschrank haben wir bereits erfolgreich ausgemistet. Heute geht es an die Spielsachen und Bücher und an all die Millionen Sammelsachen, die sich bei euch stapeln», sagte Paps. Und er schien daran Freude zu haben.

Aber Nico und Rona hatten null Freude daran, unter null sogar.

Und um alles noch schlimmer zu machen, sagte Paps: «Und wenn alles ausgemistet ist, wird so richtig geputzt! Auch auf den Schränken drauf, auf dem Türrahmen und auf der Lampe.»

«Auf der Lampe?», schrie Rona entsetzt. Dort lebte doch die Vogelspinne.

«Ja! Dort hat es mehr Staub als Schnee im Winter», lachte Paps. Er freute sich über seinen Witz.

Nico und Rona schauten einander verzweifelt an. Dann wurde es noch dramatischer, weil Mäm sagte: «Damit es gerecht ist, räumen Paps und ich auch bei uns auf. Wir beginnen gleich mit unserem Kleiderschrank.»

«Im Ernst?», rief Paps.

«Wenn jemand zu viele Kleider hat, dann bist du es!», sagte Mäm lachend.

Die Kinder mussten schnell handeln. Sie wollten auf keinen Fall, dass ihre Eltern Botswana entdeckten. Die Vogelspinne musste ebenfalls in Sicherheit gebracht werden. Und da auch das Bücherregal gemistet werden sollte, wollten sie gleich auch Yangtse wegbringen.

Nico rannte ins Zimmer der Eltern, wühlte mit seinen Händen in Mäms Schals und zog den dicken Leguan heraus. Botswana wehrte sich und wollte laut schreien, aber Nico hielt ihm die Schnauze zu.

Rona stand auf einem Stuhl und versuchte, die Vogelspinne zu überzeugen, in einen Becher zu steigen. Das kostete Rona viel Überwindung, denn wegen dieser Spinne hatte sie schon viele Albträume gehabt. Die Spinne blieb aber wie angewurzelt sitzen.

«Niemalssss verlasssse ich diesssen Ort!», zischte sie.

«Aber du bist doch schon mal weg von da, als du Fidschi gerettet hast. Jetzt musst du dich selber retten», sagte Rona.

«Darum bleibe ich ja hier. Hier isssst der sssicherste Ort der Welt. Am liebsssten würde ich euch alle einwickeln und hier bei mir anbinden. Dann passssiert euch auch nichtsss», sagte die Spinne.

«Das stimmt eben genau nicht. Es wird für dich hier oben bald sehr gefährlich sein», rief Rona verzweifelt.

«Wiessssso? Kommt DER SCHLIMMSSSSTE?», rief die Spinne. Sie riss ihre vielen Augen auf und  begann an allen acht Beinen zu zittern.

«Es heisst DAS Schlimmste», sagte Yangtse, der die Szene mitverfolgte.

«Nein, DER SCHLIMMSSSSTE!»

«Sie meint den Panda Mi», sagte Fidschi.

«Pssssst, nicht drüber reden! Ich will dasss nicht hören!», rief die Spinne mit Tränen in den Augen.

«Wenn der Panda Mi kommt, ist alles vorbei», flüsterte Fidschi. Auch er zitterte, denn die Vogelspinne hatte ihm schon mehrmals vor diesem schrecklichsten aller Monster gewarnt. «Der Panda Mi kommt langsam und schleichend. Niemand bemerkt es. Aber plötzlich stampft er so schwer, dass es ein schlimmes Erdbeben gibt und alle Häuser einstürzen. Und dann gibt es einen krassen Sturm und eine Überschwemmung. Und dann frisst er alles auf.»

«Wer sagt denn so was?», sagte Rona.

«Das ist eine Märchengeschichte. Von so einem Panda habe ich noch nie etwas gelesen. Das ist eine erfundene Lüge, pfui!», rief Yangtse.

«Nein, essss issst die Wahrheit. Wenn DER SCHLIMMSSSSTE kommt, ssssehen alle nur noch schwarz!», rief die Spinne.

«Aber ein Panda ist doch auch weiss, nicht nur schwarz», sagte Nico lachend. Dann hatte er eine gute Idee. «Noch schlimmer als der Panda Mi ist das Luftsaugmonster», sagte er und versuchte nicht zu lachen. «Es hat einen langen Rüssel und saugt alles ein, was auf Lampen sitzt. Ich habe es gesehen. Es ist bereits in unserer Wohnung angekommen.»

Die Spinne wurde bleich und sprang in den Becher. Rona legte ihre Hand darauf und brachte die Spinne zusammen mit Botswana, Fidschi und Yangtse auf den Balkon.

«Ihr versteckt euch jetzt hier hinter dem Sonnenschirm, bis die Gefahr vorbei ist», befahl Rona. «Und seid bitte schön friedlich.»

«Die Spinne müssen wir noch namerieren», rief Fidschi. «Meine Freunde haben alle einen richtigen Namen.»

«Wir können euch jetzt nicht zurück zur Weltkarte bringen. Paps ist schon im Zimmer», sagte Nico.

«Das ist eure Aufgabe fürs Schulerieren auf dem Balkon», sagte Rona mit der Stimme von Frau Berger. «Findet einen passenden Namen für eure neue Klassenfreundin.»

«Oh ja, yippie!», rief Fidschi.

Rona und Nico eilten ins Kinderzimmer, um mit der mistigen Frühlingsmistaktion zu beginnen.

Auf dem Balkon begannen die Freunde über Spinnennamen zu sprechen.

Aber dann kamen die Tauben.

 

Beschäftigungsideen

Habt ihr euch schon eine Vogelspinne gebastelt? Wenn nicht, dann wäre es jetzt höchste Zeit. Und dann braucht ihr für sie einen passenden Namen.

Wer will, kann sich auch Gedanken machen, was jetzt wohl passiert, wenn die Tauben auf dem Balkon landen.

 

 

 

 

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