
Episode 21
Die Fybbbs
- Hamster 21 zum Hören
Die siamesische Zweidechse brauchte einen Namen, der auch alles doppelt hatte. Nico, Rona und Yangtse suchten die Weltkarte so lange ab, bis Rona endlich eine Inselgruppe entdeckte mit dem Namen Bora Bora. Sie fanden heraus, dass Bora Bora ein Atoll war.
«Du bist doch auch atoller Typ», rief Nico lachend. «Ich finde, Bora Bora passt wunderbar.»
Die Zweidechse war überglücklich. Sie hatte nicht nur neue Freunde, sondern auch einen Namen erhalten. Und sie wohnte jetzt nicht mehr auf einem öden Balkon, sondern in einer gemütlichen Wohnung voller Möbel und Zimmerpflanzen, Bücher und Spielzeug.
«Und nun brauchen wir einen Namen für die ganze Gruppe», sagte Nico. «Ich kann nicht immer sagen Fidschi, Yangtse Kiang, Botswana, Bianca und Bora Bora brauchen dies oder Fidschiyangstekiangbotswanabiancaundborabora brauchen das.»
Es ist nie einfach, einen Gruppennamen zu finden. Das weiss jeder, der schon einmal eine Sportmannschaft für ein Turnier anmelden wollte, vor allem, wenn alle mitreden wollen.
«Grusel-Gang», schlug Nico vor, weil ihre besonderen Tiere Stoff waren für Albträume, wenn man sie nicht richtig kannte. Das passte aber natürlich nicht für Fidschi.
"Schulerier-Klasse" war eine Idee von Rona. Nico war wenig begeistert.
Es folgten viele gute und schlechte, lustige und doofe Vorschläge wie Fidschis-Friends, The Eindringlings, Die Berger-Biester, Die Nico-Rona-Herde, Die Fliegerieris, Los Reptilos, Die Yippie-Bande, Die Pandalen.
Die Kinder seufzten, denn kein Name war wirklich brauchbar.
Dann hatte Yangtse die zündende Idee. «Wir nehmen einfach von jedem von uns den Anfangsbuchstaben. F-Y-B-B-B. Fybbb. Wir sind die Fybbbs!»
Die anderen Fybbbs waren Feuer und Flamme für diesen Gruppennamen und bewunderten Yangtse für diesen genialen Einfall.
Rona machte sich mit Farbstiften und Papier an ein Gruppenporträt der Fybbbs. Alle mussten dafür stillsitzen. Nico entwarf einen coolen Schriftzug für die Bande.
Beim Mittagessen machte sich Mäm über Paps lustig. «Soll ich dir eigentlich ein Sammelalbum schenken, in das du deine kaputten und einzelnen Socken kleben kannst? Dann hast du bestimmt mehr Freude daran, als wenn sie in der Schublade liegen. 14 einzelne Socken hast du und bei mehr als der Hälfte der Sockenpaare hat es Löcher. Wie schaffst du das?»
«Also soooo viel besser sieht es bei deinen Socken auch nicht aus!», sagte Paps.
«Ja, aber ich werfe die kaputten wenigstens weg», sagte Mäm.
«Vielleicht haben wir ein Sockenmonster im Schrank», sagte Paps lachend. «Okay, ich werfe sie auch weg. Am Montag gehe ich neue kaufen. Ach Mist, ich kann ja gar nicht, die Läden sind geschlossen.»
Rona und Nico wussten ganz genau, warum die Socken im Kleiderschrank ihrer Eltern in letzter Zeit Löcher gekriegt hatten oder verschwunden waren.
Mäm sagte zu ihrer riesigen Überraschung: «Als ich noch Lastwagen fuhr, fand ich mal in meiner Schlafkabine einen Leguan, der eine Socke im Mund hatte.»
Paps prustete los und konnte sich nicht erholen vor Lachen. «Lena, schön, dass du wieder zu Spässen aufgelegt bist.»
Mäm verzog ihr Gesicht. Die Kinder starrten einander an.
«Seht ihr», rief Paps. «Aufräumen und ausmisten macht doch Spass. Wir haben zwei Kleidersäcke gefüllt. Und ich habe den zweiten Autoschlüssel endlich wieder.»
«Wo ist eigentlich mein Schminkspiegel?», fragte Mäm.
«Du hasst doch deinen Schminkspiegel», sagte Paps. «Du sagst immer, mit dem siehst du deine Falten viel besser.»
«Ja, aber ich brauche ihn trotzdem», sagte Mäm. «Ich hätte morgen eigentlich einen Termin bei der Kosmetikerin. Aber die hat jetzt den Laden auch zu und ich muss mir die Augenbrauen selber zupfen.»
Der Schminkspiegel stand in der Hamstervilla und war das Lieblingsmöbelstück von Fidschi. Sie fand es immer so lustig, wie der Spiegel alles vergrösserte. Je nachdem, wie sie hinstand, hatte sie lange Beine, grosse Ohren oder einen dicken Hintern.
Rona brachte Mäm den Spiegel zurück, während Paps Witze machte. «Mach doch eine Videokonferenz mit der Kosmetikerin ab. Dann kann sie auf dem Bildschirm auf dein Gesicht malen», sagte er kichernd.
Es war schön, dass Mäm und Paps wieder etwas lockerer drauf waren. Während der ersten Tage der Krise waren sie sehr angespannt und ungeduldig gewesen.
Zwischendurch waren sie wieder normal. Aber es dauerte meist nicht sehr lange, bis sie wieder schlechter Laune waren. Das Gewitter im Kopf war noch lange nicht vorbei. Es war einfach mal näher, mal weiter weg.
Dieses Mal war aber die Krise nur indirekt schuld an ihrer schlechten Laune.
Nico entdeckte auf dem Balkon von Herrn Tschümperli ein kleines Plakat, auf dem stand: «Hat jemand Olivenöl?»
Nico eilte in die Küche, wühlte im Schrank mit den verschiedenen Flaschen und zog eine Olivenölflasche heraus. Zusammen mit Rona und den Fybbbs seilte er die Flasche von ihrem Balkon ab. Leider hielt der Knopf nicht und die Flasche zerbarst auf dem Balkon von Herrn Tschümperli. Es gab eine schreckliche Sauerei, was den Kindern sehr peinlich war.
Noch schlimmer war aber, dass Mäm den Knall hörte und auf den Balkon eilte. Sie beachtete die Fybbs nicht. Zuerst war sie froh, dass den Kindern nichts passiert war, aber als sie herausfand, was geschehen war, wurde sie ziemlich sauer. Erst recht als ihr klar wurde, dass Nico ausgerechnet das beste Olivenöl genommen hatte. Sie hatten diese Flasche in den Ferien in Italien gekauft und immer nur für Tomaten-Mozzarella-Salat verwendet.
Es gab ein richtiges Donnerwetter. Und wenn Mäm sauer war, war es gar nicht lustig. Dabei hatten es die Kinder doch so gut gemeint.
Herr Tschümperli humpelte auf seinen Balkon, blickte zu Bergers hinauf und sagte: «Danke. Aber so habe ich das eigentlich nicht gemeint.»
«Ach, das tut uns so leid. Ich schicke die Kinder gleich zu Ihnen. Sie sollen das aufputzen. In welcher Wohnung sind Sie?», rief Mäm.
«Lieber nicht hinkommen», rief Herr Tschümperli. «Ich bin Risikogruppe.»
«Ja, das Risiko scheint hier gross zu sein, dass Sie von einer Flasche erschlagen werden, wenn Sie nicht aufpassen», rief ein junger Mann vom Balkon neben Herrn Tschümperli. Er war neu da und kannte seine Nachbarn noch nicht. Das war aber normal in dieser Siedlung. Man kannte die wenigsten Nachbarn beim Namen.
Dann kam ein zweiter Mann auf den Balkon mit einer Flasche Olivenöl in der Hand. Die beiden stellten sich mit Renato und Jürgen vor.
«Ich bin der Theo», sagte Herr Tschümperli.
Jürgen reichte Herrn Tschümperli die Flasche und schlug vor, dass er herüberklettern und aufputzen würde. Sie sprachen über die tolle Malerei von Theo Tschümperli, über das Wetter und natürlich auch über die Krise. Es gab in diesen Tagen keine Gespräche, bei denen man nicht auf die Krise zu sprechen kam. Jürgen und Renato fanden heraus, dass Theo niemanden hatte, der für ihn Einkäufe machte oder Medikamente beim Arzt abholte.
«Theo, wir machen das sehr gerne für Sie, kein Problem», sagte Renato. «Mein Partner und ich haben Home-Office und sind froh, wenn wir mal aus der Hütte kommen.»
«Wisst ihr was?», sagte Theo Tschümperli. «Scherben scheinen tatsächlich Glück zu bringen.»
Beschäftigungsidee
Wisst ihr, was ein Atoll ist? Wenn nicht, habt ihr jetzt eine kleine Forscheraufgabe vor euch. Und wo liegt Bora Bora?
Jetzt wird es aber schwieriger. Könnt ihr aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen eurer Familie einen Gruppennamen kreieren? Oder aus den Anfangsbuchstaben der Namen eurer Lieblingsstofftiere? Und wenn ihr Lust habt, könnt ihr daraus einen coolen Schriftzug machen.
Viel Spass beim Knobeln!