Episode 13

Ein grosses Plakat

  • Hamster 13 zum Hören

Fidschi wollte endlich ihren Plan verwirklichen. Sie wollte fliegerieren!

Sie wartete auf dem Balkon, bis es am Morgen endlich heller wurde.

Dann zog sie den Spielzeug-Helikopter aus seinem Versteck hinter dem Sonnenschirm hervor und hievte ihn auf einen Stuhl und von dort auf den Tisch. Sie schob den Helikopter mit aller Kraft in eine leere Blumenkiste und von dort ans Geländer. Dabei fiel ein Rad ab und einer der Rotoren wurde verbogen. Aber Fidschi achtete nicht darauf. Sie quetschte sich in die winzige Kabine und wartete, bis etwas passierte. Aber es geschah natürlich nichts.

«Mach schon, du saublödes Ding!», rief sie. «Flieg los!»
Aber es geschah immer noch nichts.

Ach, hätte sie doch nur besser zugehört, als ihr Yangtse erklärte hatte, wie Helikopter funktionierten. Irgendetwas war doch mit den Rotoren. Ach ja, die mussten sich ganz schnell drehen. Fidschi lehnte sich aus der Kabine hinaus und streckte sich nach den Rotoren. Aber dann kippte der Helikopter und taumelte samt Fidschi in die Tiefe.

Kurz darauf wurden Nico und Rona von lauten Schreien geweckt. Eine Katze fauchte und Vögel riefen nervös. Die Kinder eilten ans Fenster und dann auf den Balkon.

Sie sahen, wie der alte Herr Tschümperli aus dem ersten Stock mit einem Besen fuchtelte und laut schimpfte. Er schien eine Katze verscheuchen zu wollen. Gleichzeitig flogen zwei Tauben Angriffe auf die Katze. Diese gab entnervt auf und verschwand.

Erst dann entdeckten die Kinder den Spielzeug-Helikopter von Nico.

 «Hey, seht euch das mal an! Da liegt eine Ratte oder so was in einem Spielzeug-Heli», rief jemand vom Balkon.

«Ist das euer Hamster?», rief Anna aus dem dritten Stock. Auch sie war von den Schreien geweckt worden.

Als Nico endlich bei Fidschi war, schauten schon viele Leute von ihren Balkonen hinunter.

«Lebt er noch?», rief Rona.

«Ja, aber er ist ziemlich verbeult», sagte Nico. Und er meinte den Hamster und den Helikopter.

Rona atmete auf, schmunzelte und schüttelte den Kopf. Es hatte etwas Komisches, wie Nico in seinem Pyjama den Hamster auf seinem eingebundenen Arm trug und mit der anderen Hand die Teile seines Helikopters einsammelte.

«Hat der Hamster wieder probiert zu fliegen?», rief Anna.

«Es fieht faft fo auf», sagte Rona.

«Fressen eigentlich Katzen Hamster?», fragte Anna.

«Ich denke fon», sagte Rona. «Glück gehabt. Zum Glück hat Herr Tffümperli die Katfe rechtfeitig gefehen. Wir müffen unf bei ihm bedanken.»

Nico war zurück in der Wohnung und bettete Fidschi auf eine weiche Wollkappe in der Hamstervilla. Sie war immer noch ganz benommen.

«Ift dein Helikopter kaputt?», fragte Rona Nico.

«Ja, die Rotoren sind abgebrochen und es hat einige Risse im Plastik», sagte Nico niedergeschlagen.

«Der saublöde Helikopter war sowieso schon kaputt. Der hat überhaupt nicht funktioniert!», hauchte Fidschi. «Wie soll ich denn mit einem kaputten Helikopter fliegerieren?»

«Fidschi, das ist nur ein Spielzeug. Du musst jetzt aufhören mit diesem Fliegerieren. Du wärst beinahe von einer Katze gefressen worden», sagte Nico.

«Die Tauben haben mich gerettet», sagte Fidschi.

«Was? Wie bitte? Tauben?», sagte der erstaunte Yangste, der vom Bücherregal aus zuschaute.

«Ja! Ich habe gesehen, wie die Katze heranschleicht und habe mich vor lauter Angst ganz fest in die Kabine gedrückt, auch wenn mir alles wehgetan hat», sagte Fidschi. «Und dann flogen plötzlich die Vögel heran. Sie zeterten und krächzten und versuchten die Katze immer wieder in den Hintern zu piekserieren. Dann hörte ich plötzlich einen Mann rufen und dann rannte die Katze weg.»

«Fidfi, du muft unf verfprechen, nie mehr vom Balkon zu fpringen», sagte Rona bestimmt.

«Wie soll ich denn fliegerieren lernen?»

«Am besten gar nicht», sagte Nico. «Das war nur ein Scherz. Kappadokische Felshamster können gar nicht fliegen.»

Fidschi probierte aufzustehen. Sie wollte sich in die Matratzenhöhle zurückziehen. Aber eines ihrer Beine gab nach. Es schmerzte sehr.

Nico, Rona und Mäm verbrachten den Morgen zuerst beim Tierarzt und dann bei ihrem Kinderarzt.

Fidschi hatte das hintere linke Bein gebrochen. Es wurde mit einer Schiene fixiert. Das sah sehr unbequem aus.

Bei Nico wurde kontrolliert, wie es dem Ellbogen ging. Er konnte zum Glück seine Schiene gegen einen einfachen Verband eintauschen. Auch Ronas Pflaster und Verbände wurden gewechselt, was eine ganze Weile dauerte und recht schmerzhaft war. Aber ihre Wunden waren schon recht gut verheilt, vor allem im Gesicht. Endlich konnte sie wieder normal sprechen und auch Stifte oder Pinsel halten.

Zuhause wollte sie bei Herrn Tschümperli vorbeigehen und sich bedanken. Aber man durfte ihn nicht besuchen. Er gehörte zur sogenannten Risikogruppe. Er war einiges über 80 und hatte schon Herzprobleme gehabt. Eine Ansteckung mit dem Virus wäre gefährlich für ihn gewesen.

Stattdessen wollte Rona ein grosses Plakat malen. Sie klebte mehrere Blätter zusammen und nahm Farbe und Pinsel hervor. Es tat so gut, ihre Hände wieder richtig brauchen zu können! Sie nahm sich viel Zeit und es entstand ein richtiges Kunstwerk.

Man sah einen Mann, der mit einem Besen fuchtelte, eine Katze und zwei Tauben und einen verbeulten Hamster in einem zerbrochenen Helikopter. Und darüber stand mit ganz grossen Buchstaben: DANKE, HERR TSCHÜMPERLI!

Nico zeichnete währenddessen die Titelseite für sein Reptilienmagazin. Yangste meldete sich immer sofort, wenn er fand, dass ein Detail nicht stimmte.

Am Ende hängte Rona ihr Plakat aussen an den Balkon. Erst dann konnte sie sich um ihre Schule-Zuhause-Aufgaben kümmern.

 

Beschäftigungsideen

Hättet ihr auch Lust, die Szene mit der Katze zu zeichnen oder zu malen?
Oder würdet ihr lieber die Titelseite eines Reptilienmagazins gestalten?
Wir freuen uns auf eure Bilder. Bitte wie immer per Email schicken an: hamster@andrewbond.ch.

 

 

 

 

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