Episode 14

Schulerieren

  • Hamster 14 zum Hören

«Wie tanzt man Battett?», fragte Fidschi am Abend.

«Was sagst du?», fragte Rona.

«Battett, wie geht das?»

«Keine Ahnung. Was ist das?», fragte Rona.

«Du hast doch gesagt, kappadokische Felshamster tanzten Battett», sagte Fidschi vorwurfsvoll.

«Ach, du meinst Ballett?», lachte Rona. «Das war doch nur ein Scherz.»

«So gemein. Dann spiele ich halt Heisocki», sagte Fidschi trotzig.

«Das heisst Eishockey. Erstens war das auch ein Scherz und zweitens spielt man das im Winter», sagte Rona.

«Was soll ich denn jetzt tun? Fliegerieren darf ich nicht, Battett und Eishockisi sind nur Scherze. Ich will auch etwas zu tun haben wie ihr», rief Fidschi. «Woher habt ihr eigentlich all die tollen Aufgaben und Arbeitsblätter?»

Rona erklärte Fidschi, was Schule ist und warum die Schule im Moment ganz anders verlief.

«Ich will auch schulerieren!», rief Fidschi. «Du bist meine Lehreriererin!»

«Das heisst Lehrerin», sagte Rona. «Also gut. Morgen fangen wir damit an. Du musst dann aber brav alles machen, was ich dir auftrage, Fidschi.» Sie lachte, Fidschi lachte und beide freuten sich aufs Schulerieren.

Rona überlegte die halbe Nacht, wie man Schule macht für einen Hamster, der nicht lesen und schreiben kann. Konnte Fidschi zählen und rechnen? Konnte er zeichnen?

Nach dem Frühstück liess sie die Storen herunter, dass es für Fidschi nicht zu hell war. Dann setzte sie sie hinter eine Kartonschachtel, in die sie ein grosses Loch geschnitten hatte.

«Fidschi, bald hast du deine erste Videokonferenz mit deiner Lehrerin», erklärte Rona. «Du wartest hier brav und schaust auf das Bild. Wenn sie dann ins Bild kommt, musst du sie anständig begrüssen. Sie heisst Frau Berger. Du sagst also: 'Guten Morgen, Frau Berger'. Und dann hörst du ganz genau zu, was sie dir alles für Aufgaben gibt. Klar?»

«Ja, klar. Yippie! Ich darf schulerieren!»

«Kann ich da auch mitmachen?», fragte Yangtse. «Ich sollte auch wieder mal was Neues lernen. Diese Bücher hier kenne ich in- und auswendig.»

«Oh ja, und komm, wir holen auch Botswana. Der muss nämlich auch viel lernen», rief Fidschi. Sie wollte losrennen, um Botswana aus dem Kleiderschrank der Eltern zu holen, kippte aber sofort um. Sie hatte vergessen, dass ihr Bein in einer Schiene steckte.

«Aua! Ach Mist, mein Bein. Yangtse, geh du. Versprich ihm dicke Wollsocken, wenn er kommt. Die mag er am liebsten.»

Fidschi war sehr aufgeregt. Der Trick mit der Wollsocke funktionierte. Wenig später sassen ein Hamster, ein Gelber Gecko und ein dicker Leguan hinter einer Kartonschachtel und guckten angestrengt durch ein Loch.

Dann kam Frau Berger ins Bild und sagte: «Guten Morgen, meine liebe Klasse.»

«Guten Borgen, Rona», sagte Botswana.

«Psst, das heisst: 'Guten Morgen, Frau Berger'», flüsterte Rona.

«Guten Morgen, Frau Berger», riefen Yangtse, Fidschi und Botswana.

«Geht es euch gut?», wollte die Lehrerin wissen.

«Ja, yippie, super!», rief die Klasse.

«Gut, dann beginnen wir heute mit Mathematik. Zuerst frage ich euch ab. Was gibt eins und eins?»

Fidschi rief: «Ich habe die Frage nicht ganz verstanden. Was will Heinz dem anderen Heinz geben?»

«Die Antwort ist zwei. Das ist logisch», sagte Yangtse.

«Zwei was?», rief Fidschi.

«Bielleicht zbei Bollsocken?», sagte Botswana.

«Hmm», sagte Frau Berger. «Vielleicht probieren wir es doch besser mit Buchstaben als mit Zahlen. Wer von euch kennt das Alphabet auswendig?»

«Alphas Bett kenne ich nicht, aber ich kenne dein Bett inwendig!», rief Fidschi.

«Also: A, B, C, D, E, F, G…», begann Yangtse.

«Sehr gut, Yangtse. Jetzt weiss ich, was eure erste Aufgabe ist. Yangtse bringt euch anderen beiden das Alphabet bei. Und wenn ihr das könnt, meldet ihr euch wieder mit einer Videokonferenz bei mir. Klar?»

«Ja, Frau Berger», rief die Klasse.

Sie übten konzentriert und gelangten nach einer Weile auch bis Z oder wie es Botswana sagte: «…U, Bau, Be, Hix, Hüpsilon, Zett.» Stolz präsentierten sie der Lehrerin ihre Leistung. Sie wurden sehr gelobt, auch wenn Frau Berger genau merkte, dass Botswana und Fidschi einfach Yangtse nachplapperten.

Dann folgte eine Musiklektion. Sie sangen ein Lied über einen Osterhasen im Gras. Es gab lustige Bewegungen dazu und sie mussten mit ihren Händen Hasenohren formen. Dann durften sie runde Formen aus Karton ausschneiden und mit Farbkreiden anmalen, als wären es Ostereier.

Das tönt einfach und lustig, aber für Tiere, die noch nie eine Schere oder eine Kreide in der Pfote gehabt hatten, war es eine grosse Herausforderung. Es gab immer wieder schlechte Laune.

Yangtse wollte zum Beispiel nur gelb malen. Seine Eier sahen sehr langweilig aus. Frau Berger wollte ihn dazu bewegen, auch andere Farben zu nehmen, aber er weigerte sich. Erst als Rona unbemerkt die gelben Kreiden verschwinden liess, probierte es Yangtse mit orange und hellgrün und – oh Wunder – fand sogar Freude daran.

Botswanas Krallen waren nicht sehr geeignet für diese Aufgabe. Darum schnitt Rona grosse Formen aus Karton für ihn aus. Botswana musste die Kreiden mit zwei Pfoten halten und das Osterei mit dem Schwanz fixieren. Aber mit der Zeit klappte auch das.

Fidschi malte lustige Kringel und Sterne.

Mit diesen bunten Karton-Ostereiern schmückten sie ihren Balkon. Und alle waren sehr, sehr stolz auf sich.

«Schulerieren ist viel besser als fliegerieren», rief Fidschi.

Wenn er gewusst hätte, was ihre Ostereier alles bewirken würden, hätte er sich noch viel mehr gefreut.

 

Beschäftigungsideen

Vielleicht haben eure Stofftiere auch Lust auf schulerieren.
Und eure Wohnung sieht bestimmt auch fröhlicher aus, wenn ihr sie mit bunt bemalten Karton-Ostereiern schmückt. Sendet uns eure Fotos davon per Email an hamster@andrewbond.ch

 

 

 

 

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