Episode 23

Stadt, Land, Fluss

  • Hamster 23 zum Hören

Während die Kinder die Helikopter-Gondel zwischen den Balkonen hin und her zogen, schauten ihre Eltern verwundert und belustigt zu. Sie hatten keine Ahnung gehabt, dass ihre Kinder einen kleinen Zoo mit seltsamen Tieren führten. Mäm kam der Leguan natürlich sehr bekannt vor. Sie freute sich auf das Wiedersehen und fragte sich, wie der es geschafft hatte, wieder bei ihr zu landen. Sie begriff nicht, dass der Leguan immer bei ihr geblieben war.

Paps kam die Vogelspinne sehr bekannt vor. Während seiner Kindheit hatte er immer geglaubt, es sitze eine solche Spinne auf der Lampe und werfe komische Schatten in der Nacht. Irgendwann dachte er, dass das nur Einbildung war. Aber da irrte er sich. Die Vogelspinne hatte sich bei jedem Umzug in seine Kisten geschmuggelt und war mitgereist.

Aber woher kamen denn der Gelbe Gecko oder das kleine Monster mit acht Beinen und zwei Köpfen?

Paps filmte mit seinem Mobiltelefon, wie seine Kinder die Tiere in die Gondel hoben und wieder herausnahmen. Es berührte ihn, dass die beiden sehr glücklich zu sein schienen. Draussen in der Welt herrschten viele Probleme und die musste man auch sehr ernst nehmen und alle Vorschriften beachten. Man musste sich zu Recht Sorgen machen um die eigene Gesundheit und vor allem um die Gesundheit von älteren und gefährdeten Menschen. Man musste sich auch Sorgen machen um die Firmen und um alle Leute, die ihre Arbeit verloren. Aber man durfte nicht nur das Schwere sehen. Jetzt war es besonders wichtig, auch all das Schöne in der Welt zu sehen.

Wenn Mäm und Paps mit ihren Kindern etwas zu feiern hatten, öffneten sie jeweils eine Rolle Kekse, und zwar von der Sorte, bei der zwei runde Kekse wie ein Sandwich mit einer cremigen Schokoladeschicht zusammenkleben. Jetzt war der richtige Moment dafür.

Es gab ein kleines Festessen auf dem Balkon und die Eltern lernten alle Fybbbs und den Knallamander von Anna kennen. Sie hörten auch vom Panda Mi und den Taubenflügen.

So viel gelacht hatte die Familie schon lange nicht mehr.

Erst jetzt fielen den Eltern die vielen dekorierten Balkone auf und die Plakate mit den Bitten und Angeboten. Aus ihrem Innenhof war in wenigen Tagen ein richtig toller Ort geworden. Sie waren stolz darauf, dass alles mit ein paar dekorierten Karton-Ostereiern ihrer Kinder begonnen hatte.

Ein Plakat lud zu einem Balkonzert ein. Das ist ein Balkon-Konzert, das in diesem Fall auf zwei Balkonen stattfinden sollte. Zwei Nachbarn hatten einander Gitarrensaiten ausgeliehen und dabei herausgefunden, dass beide früher begeisterte Gitarristen gewesen waren. Ihr Spiel war zwar eingerostet, aber sie hatten jetzt viel Zeit und Lust zu üben. Sie bestimmten ein paar Stücke und übten diese zusammen via Skype. An dem Abend, an dem das Konzert stattfand, sassen auf beinahe allen Balkonen Leute auf Stühlen. Die Musik war eindrücklich und schön und der Applaus war herzlich.

So etwas hatte es in dieser Wohnsiedlung noch nie gegeben. Und Anna, Nico und Rona beschlossen, dass sie Gitarre spielen lernen wollten.

Dann hatten Renato und Jürgen die Idee, dass man zusammen Stadt-Land-Fluss spielen könnte. Am nächsten Abend war es soweit. Pro Balkon, der mitmachte, gab es ein Team, egal ob dort vier oder fünf Menschen sassen oder nur jemand alleine. Natürlich war es einfacher, wenn man zu viert war, aber es ging ja nicht um die Punkte. Es ging ums Spielen.

Jede Mannschaft musste die Namen der Mitspieler gross an den Balkon schreiben. Die Rolle des Schiedsrichters wechselte nach jeder Runde von einem Balkon zum nächsten. Dann durfte man die Kategorien und den Buchstaben festlegen sowie die Punkte vergeben.

Zufälligerweise war schon bei der dritten Runde der Buchstabe B an der Reihe. Rona, Nico und ihre Eltern waren blitzschnell fertig und erzielten mehr als doppelt so viele Punkte als alle andern.
Ein weiblicher Vorname mit B? Bianca!
Ein Familienname mit B? Berger!
Eine Insel mit B? Bora Bora!
Ein Staat mit B? Botswana!
Ein Fahrzeug mit B? Balkon-Berg-Bahn!

Für diese letzte Antwort erhielten sie sogar drei Punkte. Der Schiedsrichterbalkon war in dieser Runde eine WG von jungen Männern, die Timo und Yannick hiessen. Und die hatten vor allem Spass an allem, was ausgefallen war.

Als zum Beispiel die Schwestern Hildebrand T statt G verstanden hatten und als Land Türkei riefen, verstanden Timo und Yannick Gürkei. Hei, wie die lachen mussten. Das gab 10 Extrapunkte!

Auf dem Balkon über ihnen sassen zwei junge Frauen, die auch gerne Spass hatten. Sie hiessen Joya und Jeannine und nannten sich die Jayjays. Ihre Antworten zum Buchstaben T gingen so:
Land mit T? Taka Tuka Land!
Fluss mit T? Tränenfluss!
Tierart mit T? Teebeuteltier!
Berg mit T? Toblerone-Stück!
Werkzeug mit T? Tortenschaufel!

Es blieb ein unvergesslicher Abend, auch wenn man am Ende vergass, den Siegerbalkon zu bestimmen. Und alle waren sich einig, dass man das bald wiederholen musste.

 

Beschäftigungsideen

Jetzt wäre doch der Moment für ein Stadt-Land-Fluss-Spiel, am besten in Gruppen. Wenn ihr keine Balkone habt, dann könnt ihr vielleicht per Skype mit euren Grosseltern spielen.
Oder habt ihr Lust, ein Konzert für eure Nachbarn zu spielen? Viel Spass!

 

Zurück zum Blog